Päd­ago­gi­sches Konzept

Ein Hin­weis für euch Leser*innen

Bei dem vor­lie­gen­den Text han­delt es sich um die ers­te Ver­si­on unse­res päd­ago­gi­schen Kon­zepts. Der Raschel­ban­de e.V. wird es fort­lau­fend wei­ter­ent­wi­ckeln – nicht zuletzt, weil The­men wie Inklu­si­on, Diver­si­tät und Nach­hal­tig­keit kom­plex sind und sich ihre Struk­tu­ren in einer sich stän­dig ver­än­dern­den Welt ste­tig wandeln.

Wir wur­den als Trä­ger der frei­en Kin­der- und Jugend­hil­fe aner­kannt. Die vor­lie­gen­den Kon­zep­te des Raschel­ban­de e.V., das päd­ago­gi­sche Kon­zept und das Schutz­kon­zept, bil­den zusam­men die insti­tu­tio­nel­le Kon­zep­ti­on des Raschel­ban­de-Kin­der­gar­tens und ergän­zen sich gegen­sei­tig. Das Schutz­kon­zept greift die päd­ago­gi­schen Leit­ge­dan­ken auf und ergänzt sie bezüg­lich Prä­ven­ti­on und Inter­ven­ti­on bei Kin­des­wohl­ge­fähr­dung und (sexu­el­ler) Gewalt. Die Kon­zep­te sind zusam­men­hän­gend zu lesen und neh­men Bezug auf­ein­an­der, was wir kennt­lich machen.

Wir haben uns dafür ent­schie­den, die Kon­zep­te so zu ver­fas­sen, als gäbe es den Raschel­ban­de-Kin­der­gar­ten bereits (ab Punkt 3). Dafür gibt es drei Grün­de: Ers­tens erlaubt das Prä­sens eine bes­se­re Les­bar­keit. Zwei­tens kann der Text nach der Grün­dung des Kin­der­gar­tens dann pro­blem­los als Kon­zept, das v. a. von Eltern gele­sen wird, wei­ter­ver­wen­det wer­den. Drit­tens ist es moti­vie­rend, etwas, was man sich wünscht, so dar­zu­stel­len, als wäre es schon real.

1. Wer sind wir?

Wir, der gemein­nüt­zi­ge Raschel­ban­de e. V., sind eine Grup­pe von Eltern, die im Okto­ber 2020 mit der Initia­ti­ve gestar­tet sind, einen Wald- und Natur­kin­der­gar­ten zu gründen.

Die Mit­glie­der des Raschel­ban­de e. V. (als Trä­ger des geplan­ten Kin­der­gar­tens) sind vor allem Eltern, die ihre Kin­der im Raschel­ban­de-Kin­der­gar­ten betreu­en las­sen möch­ten und die moti­viert sind, mit ihrem Enga­ge­ment zum Ent­ste­hen des Kin­der­gar­tens im Sin­ne des vor­lie­gen­den Kon­zepts bei­zu­tra­gen. Es soll ein Ort wer­den, an dem sich Kin­der frei ent­fal­ten kön­nen. Ein Ort, an dem Kin­der ein­fach Kin­der sein kön­nen, im Grü­nen und abseits von der Hek­tik und dem Lärm der Großstadt.

In unse­rem päd­ago­gi­schen Kon­zept steht ins­be­son­de­re das Frei­spiel im Wald im Mit­tel­punkt. Star­ten wol­len wir mit einer Grup­pe von maxi­mal 20 Kin­dern im Alter von 3 bis 6 Jah­ren. Das päd­ago­gisch qua­li­fi­zier­te Fach­per­so­nal wird aus zwei aus­ge­bil­de­ten Fach­kräf­ten und einer Ergän­zungs­kraft bestehen. Min­des­tens eine der Fach­kräf­te wird spe­zi­fisch im Bereich Natur- und Wald­päd­ago­gik aus­ge­bil­det sein. Als inklu­si­ons­päd­ago­gi­sche Ein­rich­tung pas­sen wir die Grup­pen­grö­ße und die Per­so­nal­be­mes­sung ent­spre­chend der recht­li­chen Vor­ga­ben an die jewei­li­ge Bele­gungs­struk­tur an. Der Kin­der­gar­ten wird wochen­tags von 8:00 bis 15:00 Uhr geöff­net sein, also 35 Stun­den pro Woche.

2. Wie sieht unse­re Raschel­ban­de-Umge­bung aus?

Der Stand­ort des Kin­der­gar­tens befin­det sich im süd­li­chen äuße­ren Grün­gür­tel von Köln, auf dem Park­platz an der Ecke Mili­tär­ring / Gleue­ler Stra­ße, angren­zend an ein Wald­stück. Dort steht den Kin­dern und Erzieher*innen ein aus­ge­bau­ter, wär­me­iso­lier­ter, mit Fens­tern ver­se­he­ner Bau­wa­gen von gut 20 Qua­drat­me­tern zur Verfügung.

Der Bau­wa­gen ist nach den Bedürf­nis­sen der Raschel­ban­de aus­ge­baut (Tische, Bän­ke und Stüh­le für die 18–20 Kin­der und 3 Erzieher*innen, Mate­ri­al­schrän­ke, Wasch­raum mit Kom­post­toi­let­te und Wickel­mög­lich­keit etc.). Ergän­zend zu ver­schie­de­nen Spiel­sta­tio­nen im umlie­gen­den Wald dient der Bau­wa­gen als Stütz­punkt, Rück­zugs- und Unter­schlupf­mög­lich­keit, z. B. bei extre­men Witterungsverhältnissen.

In Sicht­wei­te zum Bau­wa­gen gibt es im Wald einen Bereich, die soge­nann­te ‚Wur­zel­rut­sche‘, an dem gemein­sa­me Ritua­le wie die mor­gend­li­che Begrü­ßung und Aktio­nen von den Kin­dern und Erzieher*innen statt­fin­den. Dazu zäh­len auch gemein­sa­me Mahl­zei­ten und krea­ti­ve Akti­vi­tä­ten. (Für die Ein­nah­me von Mahl­zei­ten ist der Bau­wa­gen nur bei extre­men Wit­te­rungs­ver­hält­nis­sen vorgesehen.)

In aus­ge­wähl­ten Wald­ab­schnit­ten gibt es eini­ge ‚Spiel­or­te‘ der Raschel­ban­de-Kin­der. Die­se wur­den in Abspra­che mit dem Forst- / Grün­flä­chen­amt aus­ge­wählt. Es han­delt sich um unter­schied­li­che Orte mit jeweils eige­nen Cha­rak­te­ris­ti­ken, die spe­zi­fi­sche Spiel­mög­lich­kei­ten initiiert/fördert: Bei­spiels­wei­se laden die Orte dazu ein, Tie­re zu beob­ach­ten, auf Bäu­me zu klet­tern, zu träu­men oder Fan­ta­sien zu ent­wi­ckeln. Die Spiel­sta­tio­nen wer­den regel­mä­ßig besucht, sodass sie für die Kin­der zu ver­trau­ten Spiel­or­ten wer­den, eben­so wie die Wege dort­hin. Die Erzieher*innen pfle­gen die Orte und die Wege, um Gefah­ren durch absturz­ge­fähr­de­te Äste, mor­sches Holz, Glas­scher­ben etc. abzu­wen­den (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 3.1).

Zu den Spiel­sta­tio­nen im Wald neh­men wir einen Bol­ler­wa­gen mit. Dar­in befin­det sich die täg­li­che Grund­aus­stat­tung (z. B. Ers­te-Hil­fe-Kas­ten, Wech­sel­klei­dung, Sei­fe, Was­ser­sack, Regen­pla­ne, Sei­le, Werk­zeug, Bücher, Mal­ma­te­ri­al, die Ruck­sä­cke der Kin­der). Außer­dem haben die Erzieher*innen immer das „Kin­der­gar­ten-Han­dy” dabei, um für die Eltern erreich­bar zu sein und in Not­si­tua­tio­nen schnell han­deln zu kön­nen (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 6.4). Nachts ist der Bol­ler­wa­gen unter dem Bau­wa­gen abge­schlos­sen verstaut.

3. Wel­che Leit­ge­dan­ken bestim­men unse­re Pädagogik?

3.1 Unser Bil­dungs­ver­ständ­nis

Kin­der ver­fü­gen schon als Neu­ge­bo­re­ne über Grund­fä­hig­kei­ten (z. B. sozia­le und moto­ri­sche Kom­pe­ten­zen), um Denk- und Sprach­pro­zes­se zu ent­wi­ckeln. Von Geburt an gestal­ten sie ihre indi­vi­du­el­le Ent­wick­lung / Bil­dung aktiv mit, ange­trie­ben durch das Bedürf­nis nach eige­nem Aus­druck, (mit­ein­an­der) Han­deln und Ver­ste­hen. Sie erfor­schen ihre Umge­bung, machen Erfah­run­gen mit allen Sin­nen, weil sie die Welt (be-)greifen, ver­ste­hen und an ihr par­ti­zi­pie­ren möch­ten. Durch das eigen­ak­ti­ve Ler­nen erle­ben Kin­der Selbst­wirk­sam­keit. Selbst etwas zu ent­de­cken, selbst­stän­dig Hür­den zu über­win­den usw., erfüllt sie mit Stolz und för­dert die Ent­wick­lung ihres Selbst­be­wusst­seins. Dabei steht stets die Freu­de am Ent­de­cken und Ler­nen im Mit­tel­punkt. Beson­ders in den ers­ten sie­ben Jah­ren bil­det sich durch das Ler­nen mit allen Sin­nen, durch Emo­tio­nen und Erfah­run­gen die Basis für jedes wei­te­re Ler­nen. Selbst­ver­ständ­lich ist die Art und Wei­se, wie sich ein Kind die Welt „zu eigen macht”, indi­vi­du­ell und ver­läuft unter­schied­lich schnell.

Vor dem Hin­ter­grund die­ses Bil­des vom kom­pe­ten­ten Kind ver­ste­hen wir Bil­dung nicht als Wis­sens­ver­mitt­lung von „außen nach innen”, son­dern als Wis­sens­kon­struk­ti­on „von innen nach außen”. Unse­ren Bil­dungs­auf­trag sehen wir dar­in, die Kin­der im eigen­ak­ti­ven Pro­zess des Ent­de­ckens, Ver­ste­hens und Han­delns zu beglei­ten und zu för­dern. Uns ist wich­tig, dass die Kin­der selbst (impli­zit) ent­schei­den kön­nen, wann und was sie Neu­es erler­nen wol­len. D. h. The­men, Fra­gen und Ent­de­ckun­gen, mit denen sich die Kin­der von sich aus beschäf­ti­gen, bzw. Hür­den, auf die sie sto­ßen (z. B. moto­ri­scher, sprach­li­cher, kogni­ti­ver Art), wer­den in der Situa­ti­on des päd­ago­gi­schen All­tags auf­ge­grif­fen, bespro­chen, neu geschaf­fen und beglei­ten den All­tag nicht zuletzt, weil Kin­der ins­be­son­de­re durch Wie­der­ho­lun­gen lernen.

3.2 Päd­ago­gi­sche Grund­hal­tung: Dia­log, Par­ti­zi­pa­ti­on und Mitbestimmung

Grund­sätz­lich ist unser Ver­ständ­nis von der Ent­wick­lung des Kin­des ganz­heit­lich. Es setzt bei den Fähig­kei­ten der Kin­der an und nicht bei ihren Ein­schrän­kun­gen. Stets ist es unser Ziel, die Selbst­stän­dig­keit und das Selbst­ver­trau­en der Kin­der in ihrem indi­vi­du­el­len Tem­po zu för­dern. Des­halb stre­ben wir danach, auch Kin­der mit (dro­hen­der) Behin­de­rung ent­spre­chend ihres erhöh­ten För­der­be­darfs in unse­rer Ein­rich­tung zu betreu­en (vgl. Punkt 6.1).

Kin­der sind von Geburt an Per­so­nen mit indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­sen und Gren­zen. Wenn Per­so­nen es schaf­fen, ihre eige­nen Bedürf­nis­se und Gren­zen ande­ren gegen­über zu wah­ren, ver­spü­ren sie Inte­gri­tät. Sie sind dann „ganz bei sich”. Es kommt aber häu­fig dazu, dass Men­schen die Inte­gri­tät ande­rer Men­schen ver­let­zen. Ins­be­son­de­re Kin­der sind über­grif­fi­gen Situa­tio­nen häu­fig aus­ge­setzt, näm­lich dann, wenn Erwach­se­ne etwa Ver­bo­te oder Stra­fen aus­spre­chen, um zu erzie­hen. Dies geschieht zum Bei­spiel auf Spiel­plät­zen häu­fig durch „Wenn-dann”-Sätze, die eine durch die Eltern auf­er­leg­te Stra­fe zum Aus­druck brin­gen („Wenn du jetzt noch ein­mal … machst, dann gehen wir nach Hau­se / kom­men wir nie wie­der hier­her!”) – und zwar in Momen­ten, in denen Kin­der eigent­lich ein­fach nur einem (Grund-)Bedürfnis nach­ge­hen, wie z. B. Matsch­was­ser trin­ken, Schu­he aus­zie­hen und bar­fuß durch den Sand lau­fen oder sich auf der Rut­sche vor­drän­geln. Hin­ge­gen ver­let­zen „Wenn-dann”-Sätze, die eine auto­ma­tisch ein­tre­ten­de Kon­se­quenz zum Aus­druck brin­gen, nicht unbe­dingt die Inte­gri­tät („Wenn du dei­ne Regen­ja­cke nicht anziehst, wirst du drau­ßen nass.”).

In unse­rer päd­ago­gi­schen Arbeit leh­nen wir Ver­bo­te, Bloß­stel­lun­gen und Stra­fen als Erzie­hungs­mit­tel grund­sätz­lich ab (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 4.1). Viel­mehr betrach­ten wir es als unse­re päd­ago­gi­sche Kern­auf­ga­be, die Inte­gri­tät des Kin­des zu wah­ren, d. h. Kin­der in ihren Bedürf­nis­sen und Gren­zen ernst zu neh­men, zu stär­ken und zu schüt­zen (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 2.2). Dazu bedarf es weni­ger der ER-ZIEHUNG als viel­mehr einer guten, ver­trau­ens­vol­len BE-ZIEHUNG. Doch was machen gute, ver­trau­ens­vol­le Bezie­hun­gen zwi­schen Erzieher*innen und Kin­dern aus? Sie kön­nen sich im Kin­der­gar­ten dann ent­wi­ckeln, wenn sich die Erzieher*innen und Kin­der auf Augen­hö­he begeg­nen und somit authen­tisch und geprägt von Respekt, Acht­sam­keit und Wert­schät­zung inter­agie­ren. So ler­nen sich die Erzieher*innen und Kin­der immer wie­der „neu” ken­nen. Dabei wer­den nach und nach die Bedürf­nis­se und Gren­zen des Gegen­übers genau­er erkannt und ver­stan­den, um ent­spre­chend dar­auf reagie­ren zu kön­nen. Dabei über­neh­men die Erzieher*innen eine lei­ten­de Rol­le. Zum einen schaf­fen sie eine ange­neh­me Umge­bung im Span­nungs­feld zwi­schen Frei­hei­ten und Gren­zen, in der sich die Kin­der ange­nom­men und wohl füh­len, sich frei aus­pro­bie­ren und ent­fal­ten können.

Zum ande­ren agie­ren die Erzieher*innen als Vor­bil­der hin­sicht­lich ihres Han­delns und ihrer inne­ren Hal­tung. In der stän­di­gen Inter­ak­ti­on bekom­men die Kin­der die Mög­lich­keit, das Han­deln und die inne­re Hal­tung der Erzieher*innen nach­zu­ah­men. Sicht­bar wird dies ins­be­son­de­re im Frei­spiel (sie­he dazu Punkt 4.3).

Der Raschel­ban­de e. V. hat eine dia­lo­gi­sche Grund­hal­tung sowohl den Kin­dern gegen­über als auch unter­ein­an­der im päd­ago­gi­schen Team und in der Zusam­men­ar­beit mit den Eltern. D. h. wir legen beson­de­ren Wert auf Par­ti­zi­pa­ti­on und Mit­be­stim­mung als grund­le­gen­de Vor­aus­set­zung für demo­kra­ti­sches Den­ken und Han­deln. Es ist uns wich­tig, die Raschel­ban­de-Kin­der an inhalt­li­chen, orga­ni­sa­to­ri­schen und zwi­schen­mensch­li­chen Ent­schei­dungs­pro­zes­sen zu betei­li­gen. Auch Grup­pen­re­geln und mög­li­che Kon­se­quen­zen wer­den im Aus­tausch mit­ein­an­der fest­ge­legt. Ent­schei­dun­gen betref­fen zumeist nicht nur ein Kind, son­dern haben in der Regel auch Aus­wir­kun­gen auf ande­re. Wir möch­ten die Kin­der dabei unter­stüt­zen, sich an gemein­schaft­li­chen Ent­schei­dun­gen aktiv zu betei­li­gen. Bei der Ent­schei­dungs­fin­dung wirkt das demo­kra­ti­sche Prin­zip, denn Par­ti­zi­pa­ti­on bedeu­tet immer auch Ver­hand­lung. In den Ver­hand­lungs­pro­zess flie­ßen die Erfah­run­gen und Inter­es­sen aller Kin­der und Erwach­se­nen mit ein. So ler­nen die Kin­der, dass ihre Stim­me zwar zählt, sie aber auch zuguns­ten der Gemein­schaft einen ande­ren Weg gehen oder Kom­pro­mis­se ein­ge­hen müs­sen. Um die­se wert­schät­zen­de Form des Mit­ein­an­ders zu leben, wird geübt, dem Gegen­über zuzu­hö­ren, zu war­ten und aus­zu­hal­ten, dass nicht alle Wün­sche immer sofort auf­ge­grif­fen und umge­setzt wer­den kön­nen. Die Kin­der wer­den durch die­se Form der Kom­mu­ni­ka­ti­on ermu­tigt, selbst­stän­dig zu den­ken und Ver­ant­wor­tung für die eige­ne Mei­nung zu über­neh­men und sie zu äußern (vgl. Schutz­kon­zept Punk­te 2.3 und 5.1).

In unse­rem Raschel­ban­de-All­tag gibt es eine Viel­zahl von Mög­lich­kei­ten, den Par­ti­zi­pa­ti­ons­ge­dan­ken zu leben. Täg­lich wird bei­spiels­wei­se im Mor­gen­kreis gemein­sam beschlos­sen, wel­cher Spiel­ort im Wald auf­ge­sucht wird. Außer­dem wer­den regel­mä­ßig Vor­schlä­ge für The­men gesam­melt, wel­che den Grup­pen­all­tag beglei­ten sol­len – bei­spiels­wei­se Insek­ten, Tier­spu­ren oder Blät­ter bestim­men lernen.

Der Wald ist nicht nur „natur­pu­re” Idyl­le, son­dern es kann auch gefähr­lich sein, sich in ihm zu bewe­gen. Es gibt eine Rei­he von Regeln, die die Sicher­heit der Kin­der beim Spie­len und Ent­de­cken gewähr­leis­ten (z. B. nichts in den Mund neh­men, kein totes Tier anfas­sen, in Ruf- und Hör­wei­te blei­ben). Dar­über hin­aus sind die Erzieher*innen immer in Sicht- und Hör­wei­te, um die Kin­der vor kon­kre­ten Gefah­ren bewah­ren zu kön­nen. Die Erzieher*innen bespre­chen und üben mit den Kin­dern spie­le­risch, wie sie sich ver­hal­ten könnten/sollten, wenn sie im Raschel­ban­de-All­tag mög­li­cher­wei­se eine Ver­let­zung ihrer Inte­gri­tät emp­fän­den oder in Gefahr wären (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 4.3).

3.3 Natur­päd­ago­gi­scher Ansatz: Frei­es Spiel im Wald

Kin­der kom­men mit der Gabe des Spie­lens auf die Welt. Das Spiel ist in allen Kul­tu­ren die ursprüng­lichs­te Tätig­keits­form, durch die der Mensch sei­ne Umwelt wahr­nimmt und begreift, durch die er lernt. Eine beson­de­re Bedeu­tung kommt dem frei­en Spiel (in der Natur) zu – dem Urspiel des Men­schen. Im frei­en Spiel tun Kin­der genau das, wor­auf sie gera­de Lust haben, und es ist das, was für ihre indi­vi­du­el­le Ent­wick­lung gera­de das Rich­ti­ge ist. Selbst­be­stimmt wäh­len sie ihren Spiel­be­reich, ihre Spielpartner*innen und ihr Spiel­ma­te­ri­al. Im Spiel erpro­ben sie ihr Den­ken und Han­deln, ver­ar­bei­ten Ein­drü­cke, lösen Pro­ble­me, bau­en Bezie­hun­gen zu ande­ren auf, lösen Kon­flik­te, ver­in­ner­li­chen funk­tio­na­le Abläu­fe, erhö­hen ihre Frus­tra­ti­ons­to­le­ranz, über­neh­men Ver­ant­wor­tung etc. Dadurch erler­nen und ver­knüp­fen sie Stra­te­gien, durch die sie ihr per­sön­li­ches Han­deln und Den­ken in ihrer sozia­len und ding­li­chen Umwelt wei­ter­ent­wi­ckeln und somit Selbst­kom­pe­tenz, Sozi­al­kom­pe­tenz und Sach­kom­pe­tenz aufbauen.

Wir sind der Über­zeu­gung, dass ins­be­son­de­re freie Spiel­räu­me (im Wald) geeig­net sind, Kin­dern ein Ver­ständ­nis von der Wert­schät­zung der Natur und den Men­schen gegen­über zu ver­mit­teln. Des­halb wird das Frei­spiel (im Wald) in unse­rem Kin­der­gar­ten einen sehr hohen Stel­len­wert ein­neh­men. Die Raschel­ban­de-Kin­der sind bei jedem Wet­ter meh­re­re Stun­den an der fri­schen Luft im Wald. Dabei dür­fen sie dre­ckig werden!

Es ist uns wich­tig, dass die Kin­der die Natur in all ihrem Facet­ten­reich­tum mit allen Sin­nen begrei­fen. Für jede Spiel­ak­ti­vi­tät bie­tet der Wald genug Raum und Inspi­ra­ti­on. Die Kin­der bedie­nen sich frei an allem, was die Natur zu bie­ten hat: Stö­cke, Federn, Moos, Laub, Matsch, Stei­ne, Erde usw. Dar­aus ent­ste­hen kom­ple­xe Spiel­land­schaf­ten, Stei­ne wer­den zu Figu­ren, Baum­stäm­me zu Autos, eine Matsch­sup­pe wird gekocht und aus Stö­cken wird ein Haus gebaut. Zusätz­lich stel­len die Erzieher*innen den Kin­dern mit­ge­brach­te Werk­zeu­ge und ande­re Mate­ria­li­en wie Bän­der, Sei­le, Schau­feln, Eimer etc. zur Ver­fü­gung. Der Krea­ti­vi­tät sind beim Spiel (so gut wie) kei­ne Gren­zen gesetzt.

Beim Frei­spiel im Wald grei­fen die Erzieher*innen nicht aktiv ins kind­li­che Spiel ein, son­dern sie beob­ach­ten es. Gleich­zei­tig sind sie stets sen­si­bel für indi­vi­du­el­le Bedürf­nis­se der Kin­der. Wenn Kin­der im Spiel bei­spiels­wei­se Fra­gen zur Lebens­welt des Wal­des ent­wi­ckeln, dann beglei­ten sie die Kin­der dabei, Ant­wor­ten auf ihre Fra­gen zu fin­den – stets in einer erfor­schen­den Art und Wei­se: Es wer­den Blät­ter den ver­schie­de­nen Bäumen/Baumarten zuge­ord­net, es wer­den Käfer im Lupen­glas betrach­tet, es wird in einem Sach­buch nach­ge­schaut, wie die Käfer hei­ßen, wie die Blü­te einer bestimm­ten Pflan­ze aus­sieht usw. So wird neben­bei Wis­sen zum Natur­raum „Wald” und zur „gro­ßen, gan­zen Welt” auf­ge­baut (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 2.4). Auch dann, wenn die Kin­der bei­spiels­wei­se in Kon­flik­te gera­ten, unter­stüt­zen die Erzieher*innen sie dabei, sie auszuhandeln/zu lösen (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 4.4).

3.4 All­tags­in­te­grier­te Sprachbildung

Das freie Spiel im Wald (vgl. Punkt 4.3) hält viel­fäl­ti­ge Situa­tio­nen bereit, in denen natür­li­cher­wei­se sen­so-moto­ri­sche und sozia­le Fähig­kei­ten gefor­dert und geför­dert wer­den kön­nen (z. B. im kind­li­chen Rol­len­spiel, beim Klet­tern auf Bäu­me). Doch gilt dies nicht in eben dem­sel­ben Maße für sprach­li­che Fähig­kei­ten. Weil aber Spra­che eines der wich­tigs­ten Werk­zeu­ge für Kin­der ist, um am gesell­schaft­li­chen Leben zu par­ti­zi­pie­ren, um lei­se oder laut zu den­ken, Gedan­ken und Ansich­ten zu äußern, sie zu reflek­tie­ren, Kon­flik­te zu lösen, um zu ler­nen und sich zu bil­den etc., legen wir ein beson­de­res Augen­merk dar­auf, sprach­li­che Bil­dung in unse­ren päd­ago­gi­schen All­tag zu integrieren.

All­tags­in­te­grier­te Sprach­bil­dung bedeu­tet (für uns) zual­ler­erst, dass sich die Erzieher*innen grund­sätz­lich als Sprach­vor­bild ver­ste­hen. Ange­passt an den Sprach­ent­wick­lungs­stand des Kin­des, set­zen sie Mimik, Ges­tik und Rhyth­mus bewusst ein und beglei­ten sprach­lich ihr eige­nes Han­deln in Alltags‑, Pfle­ge- und Spiel­si­tua­tio­nen. Mit ande­ren Wor­ten: Wenn ein*e Erzieher*in z. B. den Tisch deckt, dann beglei­tet sie ihr Han­deln mit den Äuße­run­gen: „So, jetzt stel­le ich den Tel­ler auf den Tisch und ich lege rechts neben ihn das Mes­ser und links neben ihn die Gabel.” Eben­so beglei­tet sie*er das sprach­li­che Han­deln des Kin­des. Außer­dem sind die Erzieher*innen auf­merk­sam für das, was die Kin­der äußern und geben den Kin­dern genü­gend Raum und Zeit, sich zu äußern. Zudem begeg­nen die Erzieher*innen Mehr­spra­chig­keit grund­sätz­lich wert­frei (z. B. ist das Tür­ki­sche eben­so wert­voll wie das Eng­li­sche) und ermun­tern die Kin­der dazu, ihre Fami­li­en­spra­chen im Kin­der­gar­ten­all­tag zu gebrau­chen bzw. spie­le­risch einzubringen.

Damit ein­her­ge­hend erken­nen die Erzieher*innen sprach­an­re­gen­de Situa­tio­nen im päd­ago­gi­schen All­tag und nut­zen sie gezielt. Dies gelingt ihnen, indem sie indi­vi­du­ell Kin­der in sol­che Situa­tio­nen bewusst ein­bin­den. Dabei las­sen sie sich von den Inter­es­sen der Kin­der lei­ten und ori­en­tie­ren sich am Sprach­ent­wick­lungs­stand des Kindes.

Um die Fra­ge zu beant­wor­ten, wel­che Sprach­fer­tig­kei­ten ein Kind schon besitzt und wel­che Ent­wick­lungs­schrit­te noch aus­ste­hen, wird ein wis­sen­schaft­lich fun­dier­tes, struk­tu­rier­tes Beob­ach­tungs­ver­fah­ren ein­ge­setzt. Aus den Ergeb­nis­sen lei­ten die Erzieher*innen die För­der­stra­te­gie für das ein­zel­ne Kind ab. Kin­der mit beson­de­rem För­der­be­darf wer­den häu­fi­ger und gezielt in sprach­an­re­gen­de Situa­tio­nen ein­ge­bun­den. Die sprach­li­chen Fer­tig­kei­ten, die, jeweils an den indi­vi­du­el­len Ent­wick­lungs­stand des Kin­des ange­passt, geför­dert wer­den, lie­gen z. B. im Bereich des Argu­men­tie­rens (z. B. für einen bestimm­ten Spiel­ort oder ein bestimm­tes The­ma), des Berich­tens (z. B. von/über Erfah­run­gen aus den kind­li­chen Rol­len­spie­len im Frei­spiel), des Beschrei­bens (z. B. wenn sich im Spiel ein Stock von einem „Koch­löf­fel” in eine „Pup­pe” „ver­wan­delt”) oder des Sich-Beschwe­rens (z. B. über eine Belei­di­gung durch ein ande­res Kind (vgl. Schutz­kon­zept Punk­te 5.4 und 5.5).

Grund­sätz­lich erken­nen die Erzieher*innen, in wel­chen Momen­ten ein Kind Ruhe/Intimität braucht und nicht durch akti­ve Sprach­an­ge­bo­te über­for­dert wer­den soll­te. Nicht zuletzt bezie­hen die Erzieher*innen die Eltern und wei­te­re Bezugs­per­so­nen in die Sprach­bil­dung der Kin­der mit ein.

3.5 Ergän­zen­de Ange­bo­te zum frei­en Spiel

Für Kin­der ist das Frei­spiel in ähn­li­cher Wei­se anstren­gend, wie es für Erwach­se­ne anstren­gend ist einer beruf­li­chen Tätig­keit nach­zu­ge­hen. Es ist zu erwar­ten, dass die Raschel­ban­de-Kin­der nach einem Vor­mit­tag im Wald müde sind. Wir ken­nen es ver­mut­lich von uns selbst: Wer müde ist, gibt ger­ne auch mal Ver­ant­wor­tung ab und emp­fin­det es als ange­nehm, ange­lei­tet zu wer­den. Des­halb und auch, um die Fer­tig­kei­ten, die sich die Kin­der beim Frei­spiel im Wald aneig­nen, zu erwei­tern, bie­ten die Erzieher*innen ergän­zend zum Frei­spiel nach­mit­tags ver­schie­de­ne Akti­vi­tä­ten oder ange­lei­te­te Spie­le an. Bei­spiels­wei­se laden sie die Kin­der dazu ein, an hand­werk­li­chen Tätig­kei­ten teil­zu­neh­men: Aus Ästen ent­steht ein Web­rah­men, Hage­but­ten wer­den zu Ket­ten auf­ge­fä­delt, Far­be wird zum Malen aus Zwie­bel­scha­len gewon­nen usw. Außer­dem wer­den auch musikalische/kulturelle Ange­bo­te gemacht, z. B. ein Pup­pen­spiel, Bas­teln und Bespie­len von Musik­in­stru­men­ten. Grund­sätz­lich ach­ten wir dar­auf, dass es kein Über­an­ge­bot gibt, um eine Reiz­über­flu­tung der Kin­der zu ver­mei­den. Oft­mals gilt für uns: Weni­ger ist mehr!

4. Was macht den All­tag und das Jahr der Raschel­ban­de-Kin­der aus?

Gera­de wegen des hohen Frei­heits­ide­als, den wir mit unse­rem päd­ago­gi­schen Ansatz ver­tre­ten, ist unser Raschel­ban­de-All­tag und der Jah­res­ver­lauf auch von Struk­tu­ren, Rhyth­men und Gren­zen geprägt. Denn nur in einer begrenz­ten, siche­ren Umge­bung mit gewohn­ten Abläu­fen und klei­nen Ritua­len wird es, wie bereits erwähnt, mög­lich, Kin­dern freie Ent­schei­dun­gen ent­spre­chend ihrer indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­se und ihres Ent­de­ckungs­drangs selbst zu über­las­sen. Nur in einer sol­chen Umge­bung füh­len sich Kin­der sicher und kön­nen somit ihre Poten­zia­le frei ent­fal­ten (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 2.2).

Der Tages­ab­lauf der Raschel­ban­de gestal­tet sich fol­gen­der­ma­ßen: Um 8:00 Uhr öff­nen die Erzieher*innen den Betrieb und emp­fan­gen die ankom­men­den Kin­der in der Bring­zeit von 8:00 bis 9:00 Uhr. Um 9:00 Uhr wird im Mor­gen­kreis mit dem Tag begon­nen. Erst ein­mal wird geschaut, wer da ist und es wird an die Kin­der gedacht, die nicht da sind. Dann erzäh­len die Kin­der und auch Erzieher*innen das, was sie erzäh­len möch­ten, viel­leicht von Erleb­nis­sen oder von dem, was ihnen auf dem Her­zen liegt. Jedes Raschel­ban­de-Kind bekommt die Zeit, die es braucht, um den fami­liä­ren All­tag hin­ter sich zu las­sen und im Raschel­ban­de-All­tag anzu­kom­men. Pas­send zur Jah­res­zeit wer­den z. B. bekann­te oder neue Lie­der gesun­gen und Fin­ger­spie­le gemacht. Wenn jedes Kind im Tag ange­kom­men ist, wird gemein­sam ent­schie­den, zu wel­chem Spiel­ort im Wald die Grup­pe an dem Tag gehen möch­te (vgl. Schutz­kon­zept Punk­te 2.2, 2.3 und 5.3). Nur in Aus­nah­me­fäl­len, wenn z. B. die Wit­te­rungs­ver­hält­nis­se es nicht zulas­sen, in den Wald zu gehen, bleibt die Grup­pe am Vor­mit­tag in der Nähe des Bauwagens.

Mit dem sorg­fäl­tig gepack­ten Bol­ler­wa­gen geht es dann los zum Spiel­ort des Tages. Das Frei­spiel beginnt bereits auf dem Weg dort­hin: Es wird geklet­tert, es wird in Pfüt­zen gesprun­gen, es wird auf Ästen als Hexen­be­sen gerit­ten. Die Kin­der ent­schei­den selbst, was und wie sie spie­len. Sicher­heit wird den Kin­dern, wie oben schon erwähnt, durch eini­ge kla­re Regeln gege­ben. Die Kin­der wis­sen, dass kei­ner den Sicht- bzw. Hör­kon­takt zur Grup­pe ver­lie­ren darf, das respekt­vol­les Umge­hen mit­ein­an­der erwar­tet wird und der Lebens­raum von Pflan­zen und Tie­ren zu schüt­zen ist (vgl. Schutz­kon­zept Punk­te 3.1 und 3.3).

Auch am Spiel­ort des Tages wird den Kin­dern erst ein­mal Zeit zum Ankom­men gege­ben. Wenn sie so weit sind, wer­den die Kin­der mit einem Ritu­al (z. B. einem kur­zen Spruch) zum Hän­de­wa­schen auf­ge­for­dert. Danach beginnt das gemein­sa­me Früh­stück. Jedes Kind bekommt aus dem Bol­ler­wa­gen sei­nen Ruck­sack, in dem sich das Früh­stück befin­det, das die Eltern zu Hau­se vor­be­rei­tet haben. Die Kin­der set­zen sich auf klei­ne Sitz­kis­sen, die im Kreis aus­ge­legt sind. Dann packt jedes Kind sei­ne Brot­do­se und Trink­fla­sche aus. Von den Erzieher*innen wer­den dazu täg­lich Roh­kost und Obst frisch auf­ge­schnit­ten ange­bo­ten. Beim Ver­tei­len hel­fen die Kin­der. Nun wird mit dem Früh­stü­cken begon­nen und geplaudert.

Sobald die Kin­der mit dem Früh­stü­cken fer­tig sind, kön­nen sie in ihrem indi­vi­du­el­len Tem­po mit dem Frei­spiel begin­nen. Dazu nut­zen sie vor­han­de­ne Natur­ma­te­ria­li­en, kön­nen aber auch zu mit­ge­brach­ten Uten­si­li­en wie bei­spiels­wei­se Töp­fen oder Sei­len grei­fen. Ggf. hängt eine*r der Erzieher*innen auch eine Hän­ge­mat­te auf. Neben dem Frei­spiel bie­tet eine*r der Erzieher*innen wech­seln­de Mit­ma­ch­an­ge­bo­te an. Bei­spiels­wei­se kön­nen die Raschel­ban­de-Kin­der mit Was­ser­far­ben malen, das Schnit­zen mit ech­ten Mes­sern ler­nen oder ande­re Werk­zeu­ge erproben.

  8:00 —   9:00Bring­zeit
  9:00 —   9:30Mor­gen­kreis
  9:30 — 10:00Wan­de­rung zum Spiel­ort im Wald (manch­mal bleibt die Grup­pe auch beim Bau­wa­gen) anschlie­ßen­des Frühstück
10:00 — 12:00Frei­spiel und offe­ne Angebote
12:00 — 12:30Wan­de­rung zurück zum Bau­wa­gen (an Waldtagen)
12:30 — 13:00Mit­tag­essen
13:00 — 13:30Ruhe­zeit (Geschich­te, ausruhen)
13:30 — 13:45ers­te Abholzeit
13:30 — 14:40Bastel‑, Werk­an­ge­bot oder Freispiel
14:40 — 14:45Abschluss­lied
14:45 — 15:00letz­te Abhol­zeit
Geplan­ter Tages­ab­lauf im Wald- und Natur­kin­der­gar­ten Raschelbande

Gegen 12:00 Uhr stim­men die Erzieher*innen ein Lied an, mit dem die Spiel­zeit im Wald been­det und die Auf­räum­pha­se ein­ge­lei­tet wird. Sobald der Bol­ler­wa­gen wie­der voll­stän­dig gepackt ist, fin­det sich die Raschel­ban­de am Spiel­ort zu einem Abschluss­kreis zusam­men, in dem über Erleb­nis­se des Vor­mit­tags gespro­chen wird. Noch ein­mal stär­ken sich die Kin­der mit einem Schluck aus der Trink­fla­sche und dann kehrt die Raschel­ban­de zurück zum Bau­wa­gen. Auch auf dem Rück­weg haben die Kin­der die Mög­lich­keit, ihr Frei­spiel wei­ter fortzusetzen.

Zurück am Bau­wa­gen waschen sich die Kin­der zuerst ihre Hän­de und set­zen sich dann am nahe gele­ge­nen Haupt-Spiel­ort im Kreis zusam­men. Dort wird gemein­sam das von zu Hau­se mit­ge­brach­te Mit­tag­essen ver­speist (warm­ge­hal­ten in Ther­mo­bo­xen). Zu Beginn gibt es wie­der ein klei­nes Ritual.

Mit vol­len Bäu­chen folgt die Ruhe­zeit. Dazu kuscheln sich die Kin­der z. B. auf klei­ne Fel­le. Eine fort­lau­fen­de Geschich­te wird vor­ge­le­sen, man­che Kin­der schla­fen dabei ein.

Abho­len kön­nen die Eltern ihre Kin­der nach der Ruhe­zeit, in der Zeit von 13:30 und 13:45 Uhr oder am Nach­mit­tag zwi­schen 14:45 und 15:00 Uhr. Die Nach­mit­tags­be­treu­ung kann optio­nal und indi­vi­du­ell je nach Bedarf in Anspruch genom­men werden.

Für die­je­ni­gen Kin­der, die auch am Nach­mit­tag betreut wer­den, wer­den nach der Ruhe­zeit offe­ne Spiel­an­ge­bo­te im Frei­en in der Umge­bung des Bau­wa­gens gemacht, z. B. Ball­spie­le, Stel­zen­lau­fen, Schwung­tuch­spie­le oder auch Bas­tel-/Werk­an­ge­bo­te.

In klei­ner Abschluss­run­de wird gemein­sam auf den Tag zurück­ge­blickt und ein Abschluss­lied gesun­gen. Jetzt sind die Kin­der bereit, abge­holt zu werden.

Die Jah­res­zei­ten wer­den im Wald beson­ders inten­siv erlebt und sind auch aktiv The­ma im Raschel­ban­de-Kin­der­gar­ten. Pas­send zu den vier Jah­res­zei­ten fin­den Jah­res­fes­te statt: Herbst­fes­te (z. B. Later­nen­bas­teln/-umzug), Win­ter­fes­te (z. B. Niko­laus, Kar­ne­val), Früh­lings­fes­te (z. B. Ostern, Tag der offe­nen Tür) und das Som­mer­fest (z. B. „Garten”-Tag, Abschied der Schul­kin­der). Die Jah­res­fes­te sind also bewusst an die Jah­res­zei­ten geknüpft, weni­ger an christ­li­che Fes­te. In Abspra­che mit den Fami­li­en, fei­ern wir im Wech­sel unter­schied­li­che Fes­te aus ver­schie­de­nen Reli­gi­ons- und Kul­tur­krei­sen. Dar­über hin­aus wer­den die Geburts­ta­ge der Kin­der und Erzieher*innen gefeiert.

5. Wel­cher Denk- und Hand­lungs­rah­men lei­tet unser päd­ago­gi­sches Handeln

5.1 Inklu­si­on

Inklu­si­on ist uns eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit! Sie umfasst das Recht eines jeden ein­zel­nen Men­schen, eines jeden ein­zel­nen Kin­des, anders zu sein. Wir möch­ten die Kin­der dar­in för­dern, Ver­schie­den­heit als nor­mal und wert­voll zu empfinden.

Aus­schlag­ge­bend für die Gestal­tung unse­res Wald­kin­der­gar­tens wer­den die indi­vi­du­el­len Bedürf­nis­se der Kin­der sein. Unser Ziel ist es, jedem ein­zel­nen Kind eine gleich­be­rech­tig­te Teil­ha­be an allen Berei­chen des Wald­kin­der­gar­tens zu ermög­li­chen. Wald­kin­der­gär­ten sind vor allem für Kin­der mit moto­ri­schen Ein­schrän­kun­gen, Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten und Ent­wick­lungs­ver­zö­ge­run­gen vor­teil­haft. Denn der Wald bie­tet Ruhe, Wei­te und viel­fäl­ti­ge Kör­per- und Sin­nes­er­fah­run­gen. In Zusam­men­ar­beit mit Kinderärzt*innen, Früh­för­der­stel­len und Therapeut*innen ent­wi­ckeln wir, ins­be­son­de­re auf Kin­der mit früh­kind­li­chem För­der­be­darf zuge­schnit­ten, einen För­der- und Teil­ha­be­plan. Grund­sätz­lich sol­len die unter­schied­li­chen För­der­maß­nah­men in den Kin­der­gar­ten­all­tag ein­ge­bet­tet in der (Klein-)Gruppe durch­ge­führt wer­den. Nach Mög­lich­keit wird im Frei­en, ansons­ten im Bau­wa­gen geför­dert. So ent­steht ein gemein­sa­mer Lebens‑, Lern- und Spiel­all­tag, in dem alle Kin­der von­ein­an­der ler­nen. Grund­sätz­lich pla­nen wir damit, dass the­ra­peu­ti­sche Maß­nah­men in der Ein­rich­tung statt­fin­den können.

Eine inklu­si­ve Aus­rich­tung des päd­ago­gi­schen All­tags berück­sich­tigt nicht nur Men­schen mit (dro­hen­der) Behin­de­rung, son­dern auch sol­che, die auf­grund von Geschlecht, Alter, Wohn­ort, Armut, eth­ni­scher Zuge­hö­rig­keit, Indi­ge­ni­tät, Spra­che, Reli­gi­on, Migra­ti­ons- oder Ver­trie­be­nen­sta­tus, ras­sis­ti­schen Zuschrei­bun­gen, sexu­el­ler Ori­en­tie­rung oder geschlecht­li­cher Iden­ti­tät, Über­zeu­gun­gen und Ein­stel­lun­gen aus­ge­schlos­sen und somit benach­tei­ligt und dis­kri­mi­niert wer­den. Men­schen wer­den wegen (un-)sichtbarer Merk­ma­le, der Zuge­hö­rig­keit zu bestimm­ten Fami­li­en oder ein­fach wegen ihres Kind­seins dis­kri­mi­niert. Eini­ge Kin­der sind häu­fi­ger von Benach­tei­li­gung und Dis­kri­mi­nie­rung betrof­fen als ande­re. Tat­säch­lich aber ist es das Recht eines jeden Kin­des, in einem dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Umfeld auf­zu­wach­sen. Klein­kin­der spü­ren, wie vor­han­de­ne Unter­schie­de kom­mu­ni­ziert wer­den. Blei­ben sie unkom­men­tiert, ver­fes­ti­gen sie sich zu Vor­ur­tei­len. Grund­sätz­lich stellt es einen enor­men Ein­griff in die Inte­gri­tät eines Kin­des dar, wenn es auf­grund eines unver­än­der­li­chen Merk­mals aus einer Grup­pe aus­ge­schlos­sen wird. Durch Ste­reo­ty­pi­sie­rung (Kin­der aus/mit x machen immer y) wer­den Men­schen als „anders“ markiert.

Im Raschel­ban­de-Kin­der­gar­ten ver­fol­gen wir als grund­le­gen­de Vor­aus­set­zung für eine leben­di­ge Demo­kra­tie ein dis­kri­mi­nie­rungs­sen­si­bles und diver­si­täts­be­wuss­tes Mit­ein­an­der, indem Unter­schie­de gese­hen und als Berei­che­rung begrif­fen wer­den. Kate­go­rien der Über- und Unter­ord­nung auf­grund von Merk­ma­len und Zuge­hö­rig­kei­ten leh­nen wir aus­drück­lich und kon­se­quent ab. Alle Kin­der mit ihren unter­schied­li­chen Iden­ti­tä­ten sol­len bei uns die glei­chen Teil­ha­be­chan­cen haben. Wir möch­ten alle Kin­der ins WIR ein­be­zie­hen. Wir sind davon über­zeugt, dass dies gelin­gen kann, wenn Unter­schie­de mit Blick auf Gemein­sam­kei­ten bewusst the­ma­ti­siert wer­den. Mit ande­ren Wor­ten: Indem wir von einer Gemein­sam­keit aus­ge­hen, wel­che uns alle ver­bin­det (nach Lieb­lings­spei­se, nicht nach lan­des­üb­li­cher Spei­se fragen/ A ist schwarz und wohnt wie du in Köln), sor­gen wir dafür, dass jeder etwas bei­tra­gen kann. So kann eine Ver­bin­dung zwi­schen dem Kind, sei­ner Fami­lie und der Ein­rich­tung entstehen.

5.2 Bewusst­sein für Diver­si­tät und Sen­si­bi­li­tät für Diskriminierung

Wie bereits erwähnt ist es für uns wich­tig, eine wert­schät­zen­de Atmo­sphä­re für alle zu schaf­fen. Die Erzieher*innen han­deln vor­ur­teils­frei und gen­der­be­wusst: Beschimp­fun­gen und Vor­ur­tei­le unter Kin­dern wer­den the­ma­ti­siert und bespro­chen (vgl. Schutz­kon­zept, Punkt 5.2). Dabei ver­mit­teln die Erzieher*innen, dass abwer­ten­de Äuße­run­gen ver­let­zend sein können

und bie­ten Hil­fe an, respekt­vol­le Wor­te zu fin­den. Vor allem sol­len Kate­go­rien wie „nor­mal“, „wün­schens­wert“, „Bil­der­buch­fa­mi­lie“ ver­mie­den wer­den. Außer­dem legt das päd­ago­gi­sche Team gro­ßen Wert dar­auf, die Kin­der dafür zu sen­si­bi­li­sie­ren, geschlecht­li­che Rol­len­bil­der kri­tisch zu hin­ter­fra­gen: Alle Kin­der kön­nen glei­cher­ma­ßen stark, zärt­lich, trau­rig, wild sein (um nur eini­ge Eigen­schaf­ten zu nen­nen), alle Arten von Klei­dungs­stü­cken in jeder Far­be und Mus­te­rung tra­gen, sich schmut­zig machen, kuscheln oder toben. Kate­go­ri­sie­run­gen in „typisch Mäd­chen – typisch Jun­ge” sol­len ver­mie­den, geschlech­ter­un­ab­hän­gi­ge Kom­pe­ten­zen sol­len ent­wi­ckelt wer­den. Des­halb bemü­hen sich die Erzieher*innen dar­um, päd­ago­gi­sche Ange­bo­te geschlechts­un­ab­hän­gig zu pla­nen und umzu­set­zen. So wird das Kind dar­in bestärkt, sei­ne ganz eige­ne Per­sön­lich­keit zu entwickeln.

Eine schmerz­haf­te Form der Dis­kri­mi­nie­rung ist, das Gefühl ver­mit­telt zu bekom­men, „nicht vor­zu­kom­men“. Des­halb ist es unser Ziel, alle Kin­der und ihre Fami­li­en in einer respekt­vol­len Wei­se „sicht­bar zu machen”: im Mit­ein­an­der, bei Spiel- und Bas­tel­ma­te­ria­li­en (z. B. Haut­far­ben­stif­te) sowie in Büchern. Soll­ten in den Mate­ria­li­en Inhal­te vor­kom­men, wel­che ras­sis­ti­sche oder auf sons­ti­ge Art dis­kri­mi­nie­ren­de Ste­reo­ty­pe repro­du­zie­ren, wer­den die ent­spre­chen­den Stel­len mit den Kin­dern auf für sie ver­ständ­li­che Wei­se und spie­le­risch bespro­chen. Dadurch möch­ten wir den Kin­dern ein Gefühl ver­mit­teln, „gese­hen zu wer­den” und sie somit spü­ren las­sen, dass ihre Ein­zig­ar­tig­keit, ihr Wert erkannt wird (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 2.4).

Wir sind uns bewusst, dass mehr­spra­chi­ge Per­so­nen häu­fig dis­kri­mi­niert wer­den. Beson­ders pro­ble­ma­tisch ist, dass zwi­schen ver­schie­de­nen Spra­chen dif­fe­ren­ziert wird, ihnen eine unter­schied­li­che Wer­tig­keit zuge­schrie­ben wird. So kön­nen Kin­der für ihre Mehr­spra­chig­keit sowohl Wert- als auch Gering­schät­zung erfah­ren, je nach­dem, wel­che Spra­chen sie zusätz­lich zum Deut­schen spre­chen (z. B. wird in unse­rer Gesell­schaft das Eng­li­sche oft noch als „höher­wer­ti­ger” als z. B. das Tür­ki­sche ange­se­hen). Weil Klein­kin­der deut­lich spü­ren, ob ihre Spra­che abge­wer­tet oder geschätzt wird, wer­den mehr­spra­chi­ge Raschel­ban­de-Kin­der nicht zum Gebrauch des Deut­schen gedrängt, son­dern die Erzieher*innen ermun­tern die Kin­der dazu, die Spra­che zu gebrau­chen, in der sich das Kind in dem Moment am wohls­ten fühlt.

Der wert­schät­zen­de Umgang mit­ein­an­der erstreckt sich auch auf die gemein­sa­men Mahl­zei­ten. Kein Kind soll wegen dem, was es isst, in eine Schub­la­de gesteckt wer­den. Hier­bei spielt es kei­ne Rol­le, ob die Ernäh­rungs­wei­se auf reli­giö­sen oder sons­ti­gen welt­an­schau­li­chen Grün­den be- ruht. Beson­de­re Bedürf­nis­se ein­zel­ner Kin­der sol­len berück­sich­tigt wer­den. Außer­dem sol­len alle Kin­der, unab­hän­gig von dem wirt­schaft­li­chen Hin­ter­grund ihrer Fami­lie, gleich­be­rech­tigt am Kin­der­gar­ten­all­tag teil­ha­ben kön­nen. Ein ver­trau­ens­vol­ler Umgang mit­ein­an­der sorgt dafür, dass das The­ma Armut nicht tabui­siert und kei­ne Fami­lie stig­ma­ti­siert wird. Zusätz­li­che Ange­bo­te inner­halb unse­rer Betreu­ungs­zei­ten sind grund­sätz­lich für alle Kin­der kos­ten­frei (z. B. Exkur­sio­nen ins Thea­ter, in den Zoo). Eine Teil­nah­me ist nicht von der Zah­lung eines Eltern­bei­trags abhängig.

Des Wei­te­ren ist sich der Raschel­ban­de e. V. sei­nem sexu­al­päd­ago­gi­schen Bil­dungs­auf­trag bewusst. Kind­li­che Fra­gen und Situa­tio­nen, die im Kin­der­gar­ten auf­kom­men, wer­den sexu­al­päd­ago­gisch mit dem Ziel beant­wor­tet, eine gesun­de kind­li­che Sexua­li­tät zu erhal­ten und eine alters­ge­rech­te sexu­el­le Bil­dung zu ver­mit­teln (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 6). Dies bedarf nicht zuletzt eines sen­si­blen und ent­ta­bui­sie­ren­den Dia­logs zwi­schen den Fami­li­en und dem päd­ago­gi­schen Personal.

Um Dis­kri­mi­nie­rung im Kin­der­gar­ten­all­tag vor­zu­beu­gen bzw. deren Auf­tre­ten ent­ge­gen­zu­wir­ken, sehen wir ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten und Wege vor: Damit die Erzieher*innen die ver­schie­de­nen Ver­letz­bar­kei­ten von Kin­dern berück­sich­ti­gen kön­nen, geben wir ihnen einen Leit­fa­den an die Hand, wel­cher einen wert­schät­zen­den Umgang mit Diver­si­tät sowie eine beson­de­re Sen­si­bi­li­tät für Dis­kri­mi­nie­rung und somit ein demo­kra­ti­sches Mit­ein­an­der beschreibt. Dar­über hin­aus set­zen sich die Mitarbeiter*innen inten­siv und reflek­tiert mit den eige­nen Norm- und Wert­vor­stel­lun­gen aus­ein­an­der. Fort­bil­dun­gen, Semi­na­re, Super­vi­sio­nen oder Trai­nings tra­gen zum Auf­bau und zur Erhal­tung eines stets offe­nen Bli­ckes bei (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 9).

Grund­sätz­lich sind wir offen für ein viel­fäl­tig zusam­men­ge­setz­tes Team (z. B. mehr­spra­chig, ver­schie­de­ne reli­giö­se Zuge­hö­rig­kei­ten und sexu­el­le Ori­en­tie­run­gen) in wel­chem diver­si­täts­re­flek­tier­te Per­spek­ti­vem vor­han­den sind, wodurch Dis­kri­mi­nie­run­gen eher erkannt und besei­tigt wer­den können.

5.3 Nach­hal­tig­keit

Da uns die Zukunft unse­rer Erde und damit die unse­rer Kin­der und Kin­des­kin­der am Her­zen liegt, ver­su­chen wir den Kin­der­gar­ten­all­tag mög­lichst res­sour­cen­scho­nend und nach­hal­tig zu gestal­ten. Nach­hal­tig­keit ist bei der Raschel­ban­de somit eine Selbst­ver­ständ­lich­keit, die bei allen Ent­schei­dungs­pro­zes­sen eine wich­ti­ge Rol­le ein­nimmt. Ein Wald­kin­der­gar­ten ist in vie­ler­lei Hin­sicht nach­hal­tig, da der enge Bezug zur Natur bereits im Grund­ge­dan­ken ver­an­kert ist. Die Kin­der bewe­gen sich haupt­säch­lich im Frei­en, der Wald ist ihr Erleb­nis- und Lern­ort, die unmit­tel­ba­re Aus­ein­an­der­set­zung mit Flo­ra, Fau­na und der Wit­te­rung fin­det jeden Tag statt. Dadurch ler­nen die Kin­der einen respekt­vol­len Umgang mit der Natur, beob­ach­ten den Wan­del der Jah­res­zei­ten und wer­den für vie­le Umwelt­the­men sensibilisiert.

Müll ver­mei­det die Raschel­ban­de weit­ge­hend. Frei nach dem Mot­to „Weni­ger ist mehr” set­zen wir pas­send dazu auf eine mini­ma­lis­ti­sche Aus­stat­tung, aus hoch­wer­ti­gen, lang­le­bi­gen Mate­ria­li­en, die lang­fris­tig weni­ger Müll hin­ter­las­sen oder wir set­zen auf gebrauch­te, gut erhal­te­ne Produkte.

Das bedeu­tet bei­spiels­wei­se, dass wir auf Müll­tü­ten ver­zich­ten und statt­des­sen ver­schließ­ba­re Eimer ver­wen­den. Zudem erhält jedes Kind einen eige­nen „Wet­bag” für den Trans­port nasser/verschmutzter Wäsche. Eine wei­te­re effek­ti­ve Mög­lich­keit Müll zu redu­zie­ren, ist es, Weg­werf­pro­duk­te wie Taschen­tü­cher, Küchen­pa­pier usw. durch lang­le­bi­ge, wasch­ba­re Pro­duk­te wie Baum­woll­lap­pen zu erset­zen. Der Müll, der trotz­dem anfällt, wird selbst­ver­ständ­lich getrennt. Wir prü­fen, ob ein Kom­post­hau­fen für orga­ni­schen Müll ange­legt wer­den kann.

Der Bau­wa­gen mit Kom­post­toi­let­te sowie alle Aus­stat­tungs­ge­gen­stän­de (Anstri­che, Möbel etc.) wer­den aus nach­hal­ti­gen Bau­stof­fen her­ge­stellt, die rezy­kliert wur­den und/oder recycelt/kompostiert wer­den kön­nen. Sie sind schad­stoff­arm und sol­len mög­lichst aus lokaler/regionaler Pro­duk­ti­on stammen.

Auch beim The­ma Ernäh­rung möch­ten wir Bewusst­sein schaf­fen und einen Bei­trag zum Umwelt­schutz leis­ten und set­zen daher gezielt auf fri­sches Obst und Gemü­se aus der Regi­on (Gemü­se­kis­te) und Knab­be­rei­en aus dem Unver­packt-Laden. Zusätz­li­ches Trink­was­ser, um die mit­ge­brach­ten Trink­fla­schen auf­zu­fül­len, bie­ten wir aus Glas­fla­schen an. Unser eige­nes Bio-Gemü­se­beet gibt den Kin­dern zudem die Mög­lich­keit, ganz prak­tisch Nach­hal­tig­keit zu erleben.

Das The­ma Umwelt­schutz begeg­net den Kin­dern also ganz selbst­ver­ständ­lich jeden Tag im Kin­der­gar­ten. Es wird dar­auf geach­tet, dass die Erzieher*innen umwelt­be­wuss­tes Han­deln vor­le­ben. Fra­gen wer­den auf­ge­grif­fen und The­men erklärt. Neben die­sem täg­li­chen, bewuss­ten Umgang gibt es klei­ne­re Pro­jek­te, z. B. Recy­cling-Bas­te­l­an­ge­bo­te oder das Bau­en eines Insek­ten­ho­tels, die den Kin­dern spie­le­risch Wert­schät­zung gegen­über der Natur und den Res­sour­cen der Erde vermitteln.

6. Wie wer­den die Über­gän­ge der Ein­ge­wöh­nung und der Schul­vor­be­rei­tung gestaltet?

Wir stre­ben eine part­ner­schaft­li­che und fami­li­en­er­gän­zen­de Arbeit mit den Fami­li­en der Kin­der an. Daher möch­ten wir sie bei den wich­ti­gen Über­gän­gen, wel­che einen Umbruch für die gan­ze Fami­lie bedeu­ten, sen­si­bel und indi­vi­du­ell begleiten.

Eine behut­sa­me, indi­vi­du­el­le und eltern­be­glei­te­te Ein­ge­wöh­nungs­zeit ist aus­schlag­ge­bend für den Auf­bau einer ver­trau­ens­vol­len und sta­bi­len Bin­dung zu den Erzieher*innen als neue Bezugs­per­so­nen. Der sanf­te Über­gang des Kin­des aus dem fami­liä­ren Umfeld in die Kin­der­ta­ges­ein­rich­tung ist von gro­ßer Bedeu­tung. Daher sol­len die Kin­der zunächst von einem Eltern­teil oder einer ande­ren pri­mä­ren Bin­dungs­per­son in den Wald­kin­der­gar­ten beglei­tet wer­den. Die Eltern dür­fen sich in Abspra­che mit dem Team in den Kin­der­gar­ten­all­tag ein­brin­gen und Auf­ga­ben, wie bei­spiels­wei­se die Roh­kost zum Essen vor­be­rei­ten, über­neh­men. So sieht das Kind, dass auch die Eltern einen Platz in dem ihm noch frem­den Umfeld haben. Dies erleich­tert dem Kind, die Erzieher*innen als fami­li­en­er­gän­zen­de und ‑unter­stüt­zen­de Bezugs­per­son anzu­neh­men. Das Kind gewöhnt sich aktiv ein.

Die Eltern beglei­ten ihre Kin­der in deren Tem­po in die neue Umge­bung. Uns ist es sehr wich­tig, dass sich das Kind von Anfang an wohl fühlt. Erst wenn die Erzieher*innen vom Kind als wei­te­re Ver­trau­ens­per­so­nen akzep­tiert wer­den und das Kind sich in der neu­en Umge­bung ein­ge­fun­den hat, fin­det ein ers­ter Tren­nungs­ver­such statt. Die Tren­nungs­si­tua­ti­on wird vor­ab aus­führ­lich von Erzieher*in, Kind und Eltern­teil durch­ge­spro­chen. Erst zu einem spä­te­ren Zeit­punkt fin­det der Abschied in der Bring­pha­se statt. Eine Ver­lang­sa­mung des Ein­ge­wöh­nungs­pro­zes­ses sehen wir kei­nes­falls als Rück­schritt an. Wich­tig ist viel­mehr, dass das Kind sich zu jeder Zeit sicher fühlt und mit dem auf­kom­men­den Stress umge­hen kann. Die Dau­er des Auf­ent­halts im Wald­kin­der­gar­ten wird indi­vi­du­ell gestei­gert und ori­en­tiert sich am Wohl­be­fin­den des Kin­des. Die gesam­te Ein­ge­wöh­nungs- zeit über ste­hen Erzieher*in, Eltern­teil und Kind in regem Aus­tausch und arbei­ten in enger Koope­ra­ti­on zusammen.

Um den Kin­dern den Über­gang vom Wald­kin­der­gar­ten in die Grund­schu­le zu erleich­tern und unse­rem gemein­sa­men För­der- und Bil­dungs­auf­trag nach­zu­kom­men, arbei­ten wir in engem Aus­tausch mit Grund­schu­len zusam­men (vgl. Schutz­kon­zept, Punkt 10). Durch einen gemein­sa­men Besuch der auf­neh­men­den Grund­schu­le gewin­nen die Raschel­ban­de-Kin­der behut­sam und im geschütz­ten Rah­men der eige­nen Kin­der­gar­ten­grup­pe einen ers­ten Ein­druck vom Sys­tem Schu­le als sol­chem sowie vom kon­kre­ten Umfeld der jewei­li­gen Schule.

Eine soli­de Vor­be­rei­tung auf die Schul­zeit bie­tet das freie Spie­len im Wald: Spie­le­risch wer­den glei­cher­ma­ßen (Senso-)Motorik, Aus­dau­er, Kon­zen­tra­ti­on und Auf­merk­sam­keits­span­ne geför­dert (vgl. Punkt 4.3). Im Wald­all­tag ler­nen die Kin­der ihre Bedürf­nis­se zu ach­ten und erle­ben dadurch Selbst­wirk­sam­keit (vgl. Punkt 4.1). Im täg­li­chen Mit­ein­an­der ler­nen die Kin­der Regeln ein­zu­hal­ten und Ver­ant­wor­tung für sich und ande­re sowie für das Öko­sys­tem Wald zu über­neh­men (vgl. Punkt 4.2 sowie Schutz­kon­zept, Punk­te 3.1 und 3.3). So kön­nen sozia­le Bezie­hun­gen auf­ge­baut und gestärkt wer­den. Des Wei­te­ren ent­de­cken die Kin­der in der sich stän­dig ver­än­dern­den Umge­bung im Wald ganz auto­ma­tisch ihre Lust am Ler­nen. Neue Her­aus­for­de­run­gen regen stets die ange­bo­re­ne Neu­gier­de der Wald­kin­der an (vgl. Punkt 4.1). Durch das gemein­schaft­li­che Lösen der vie­len Rät­sel, die der Wald bereit­hält, üben die Kin­der sich in Team­fä­hig­keit und ent­wi­ckeln in beson­de­rem Maße ihre Sprach­fä­hig­kei­ten wei­ter (vgl. Punkt 4.4). Auch wer­den durch die Bas­tel- und Werk­an­ge­bo­te die fein­mo­to­ri­schen Fer­tig­kei­ten der Kin­der inten­siv geübt. Dar­über hin­aus bie­ten die Erzieher*innen ein spe­zi­el­les Ange­bot zur Vor­be­rei­tung auf die Schu­le an. Dar­un­ter fal­len z. B. klei­ne­re natur­wis­sen­schaft­li­che Experimente/Projekte oder das Arbei­ten mit Mate­ri­al zur För­de­rung geo­me­tri­schen Den­kens. Außer­dem machen die Kin­der im Spiel „Schu­le” auch ers­te Erfah­run­gen mit der Welt der Schrift­spra­che und Zahlen.

7. Wel­che Auf­ga­ben über­neh­men die Raschelbande-Eltern?

Für eine Eltern­in­itia­ti­ve ist das Enga­ge­ment der Eltern ent­schei­dend. Wich­tig ist für uns eine freund­li­che und ver­trau­ens­vol­le Zusam­men­ar­beit mit den Eltern, damit das Mit­ein­an­der und die Erzie­hungs­part­ner­schaft gut gelin­gen kann. Die Erzieher*innen neh­men eine fami­li­en­er­gän­zen­de und ‑unter­stüt­zen­de Rol­le ein und erken­nen die Fami­lie als ers­te und wich­tigs­te Bindungs‑, Bil­dungs- und Erzie­hungs­in­stanz an. Mög­li­che Beschwer­den sei­tens der Eltern begreift der Raschel­ban­de e. V. als Anlass zur Selbstreflexion.

Min­des­tens ein­mal jähr­lich beruft der Trä­ger die Eltern­ver­samm­lung, bestehend aus den Eltern der Raschel­ban­de-Kin­der, ein und infor­miert über per­so­nel­le Ver­än­de­run­gen sowie päd­ago­gi­sche und kon­zep­tio­nel­le Ange­le­gen­hei­ten sowie die ange­bo­te­nen Öff­nungs- und Betreuungszeiten.

Der Rat der Kin­der­ta­ges­ein­rich­tung, bestehend aus Vertreter*innen des Trä­gers und des Per­so­nals, berät bei­spiels­wei­se über die Grund­sät­ze der Erzie­hungs- und Bil­dungs­ar­beit und ver­ein­bart Kri­te­ri­en für die Auf­nah­me von Kin­dern in die Einrichtung.

Zusätz­lich zu den „Tür- und Angel­ge­sprä­chen“ in der Bring- und Abhol­zeit, fin­den min­des­tens ein­mal im Jahr Eltern­ge­sprä­che statt, um sich z.B. über die indi­vi­du­el­le Ent­wick­lung der Kin­der aus­zu­tau­schen. Zudem fin­den regel­mä­ßig Eltern­aben­de statt.

Damit ein rei­bungs­lo­ser All­tag gelin­gen kann, ist es wich­tig, dass Eltern im Wech­sel klei­ne­re Auf­ga­ben und Diens­te über­neh­men. Es wird also erwar­tet, dass Eltern bereit sind, sich für den Kin­der­gar­ten zu enga­gie­ren. So wird es bei­spiels­wei­se einen Wäsche­dienst (ein­mal die Woche wäscht eine Fami­lie im Wech­sel die Kin­der­gar­ten­wä­sche) und einen Was­ser­dienst geben.

Zudem bedarf es einer beson­ders engen Zusam­men­ar­beit mit Eltern von Kin­dern mit erhöh­tem För­der­be­darf. In Zusam­men­ar­beit mit Therapeut*innen set­zen wir uns dafür ein, dass Eltern von Kin­dern, denen eine Behin­de­rung droht, gut bera­ten werden.

8. Was bedeu­tet Qua­li­täts­si­che­rung für den Raschel­ban­de e.V.?

Der Raschel­ban­de e. V. bemüht sich kon­ti­nu­ier­lich dar­um, eine hohe Qua­li­tät in der päd­ago­gi­schen Arbeit mit den Kin­dern, in der päd­ago­gi­schen Arbeit des Teams und in der Eltern­ar­beit zu gewähr­leis­ten und die­se zu ver­bes­sern. In unse­rem Qua­li­täts­ent­wick­lungs­pro­zess fol­gen wir den Emp­feh­lun­gen des LVR-Lan­des­ju­gend­am­tes zur Qua­li­täts­ent­wick­lung für Kin­der­ta­ges­ein­rich­tun­gen in Nordrhein-Westfalen.

Uns liegt Trans­pa­renz beson­ders am Her­zen. Die Eltern erhal­ten neben kur­zen Gesprä­chen in der Bring- und Abhol­zeit regel­mä­ßig Bericht über das Grup­pen­ge­sche­hen, neue Pro­jek­te, aber auch über Schwie­rig­kei­ten inner­halb der Ein­rich­tung. Dazu wer­den Aus­hän­ge am Bau­wa­gen gemacht und ein­zel­ne The­men auf den Eltern­aben­den aufgegriffen.

Das päd­ago­gi­sche Team trifft sich wöchent­lich zu Team­ge­sprä­chen, um eine wert­vol­le päd­ago­gi­sche Arbeit zum Woh­le der Kin­der zu gewähr­leis­ten (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 4.2). Zudem bil­den sich die Erzieher*innen ste­tig wei­ter und neh­men regel­mä­ßig an Fort­bil­dun­gen teil (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 9).

Bespre­chun­gen aktu­el­ler Anlie­gen, For­mu­lie­run­gen neu­er Zie­le und geziel­te Qua­li­täts­ma­nage­ment­ge­sprä­che fin­den in regel­mä­ßi­gen Vor­stands­sit­zun­gen statt.

Unser Kon­zept wird ste­tig eva­lu­iert und wei­ter­ent­wi­ckelt. Am spe­zi­ell dafür vor­ge­se­he­nen Kon­zep­ti­ons­tag, der jähr­lich statt­fin­det, wer­den ein­zel­ne Punk­te über­ar­bei­tet und ange­passt oder neu hinzugefügt.

Wir stre­ben außer­dem die Zusam­men­ar­beit und den Aus­tausch mit ande­ren Wald- und Natur­kin­der­gär­ten in der Umge­bung und Mit­glied­schaf­ten im Pari­tä­ti­schen Wohl­fahrts­ver­band und im Lan­des­ver­band der Wald­kin­der­gär­ten Nord­rhein-West­fa­len an (vgl. Schutz­kon­zept Punkt 10).

Ein inter­dis­zi­pli­nä­rer Aus­tausch wird bei Bedarf und auf­kom­men­den Fra­gen eben­falls in Anspruch genommen.

9. Lite­ra­tur

Bücher

Hüt­her, Gerald; Renz-Pols­ter, Her­bert (2013): Wie Kin­der heu­te wach­sen – Natur als Ent­wick­lungs­raum. Wein­heim: beltz Verlag.

Juul, Jes­per (2018): Dein kom­pe­ten­tes Kind: Auf dem Weg zu einer neu­en Wert­grund­la­ge für die gan­ze Fami­lie. 15. Auf­la­ge. Rein­bek bei Ham­burg: Rowohlt-Taschenbuch-Verlag.

Madu­bu­ko, Nke­chi (2020): Empower­ment als Erzie­hungs­auf­ga­be. 3. Auf­la­ge. Müns­ter: UNRAST-Verlag.

Rosen­berg, Mar­shall B. (2016): Gewalt­freie Kom­mu­ni­ka­ti­on. Eine Spra­che des Lebens. 12. Auf­la­ge. Pader­born: Jun­fer­mann Ver­lag GmbH.

Wild, Rebe­ca (2015): Sein zum Erzie­hen. Mit Kin­dern leben ler­nen. 5. Auf­la­ge. Wein­heim: beltz Verlag.

Arti­kel

Koné, Gabrie­le (2019): Armuts­sen­si­bles Han­deln in der Kita. In: Fach­zeit­schrift Welt des Kin­des 1/2019, S. 16–19.

Wag­ner, Petra (2020): Für alle heißt für alle – ohne Dis­kri­mi­nie­rung! Inklu­si­on in der Kita­pra­xis mit dem Ansatz der Vor­ur­teils­be­wuss­ten Bil­dung und Erzie­hung. Online ver­füg­bar (zuletzt geprüft am 10.06.2021).

Wag­ner, Petra (2020): Was Demo­kra­tie mit Viel­falt und Schutz vor Dis­kri­mi­nie­rung zu tun hat. In: Wami­ki. Das päd­ago­gi­sche Fach­ma­ga­zin, 2/2020, S. 28–35.

Sons­ti­ges

LVR-Lan­des­ju­gend­amt Rhein­lan­d/LWL-Lan­des­ju­gend­amt West­fa­len (2020): AN ALLE DENKEN – Emp­feh­lung zur Erstel­lung einer Inklu­si­ons­päd­ago­gi­schen Kon­zep­ti­on. Köln/Münster. Online ver­füg­bar (zuletzt geprüft am 06.06.2021).